Donnerstag, 26. Februar 2009

Einfach mal so

Man kann sich ja nicht immer nur über das Leben beschweren. Wer mich kennt weiß zwar, dass ich jeden Tag versuche, diese Aussage zu widerlegen, aber an dieser Stelle möchte ich einfach nur eine Empfehlung aussprechen. Und zwar für die amerikanische Comedian Margaret Cho:



Auf Youtube gibt es auch die anderen 7 Teile ihres Auftritts mit weiteren anregenden Gedanken. Unter anderem zum Papast, zum Feminismus, Oralsex und über ihren Jeff Stryker Dildo.

Ironie für Fortgeschrittene



Erinnert sich noch einer an das Buch " Die unendliche Geschichte" von Michael Ende? Oder wenigstens an die Verfilmung von Wolfgang Petersen? Über die Welt und ihre kindliche Kaiserin die im "Nichts" verschwinden, weil die Menschen keine Phantasie mehr haben?

Und jetzt dürfen alle drei mal raten, von welchem Film es ein Remake geben soll...

(Via "5 Filmfreunde")

Mittwoch, 25. Februar 2009

Gedanke des Tages (2)


»Selbstverständlich ist eine Gesellschaft unanständig, in der jemand mehr Wohnraum besitzen als bewohnen kann und Behausungen also leer stehen, damit beim Finanzamt Verluste angegeben werden können, in deren Schatten anderswo, im Warmen, Feuchten und Unsichtbaren, große Gewinne gedeihen. Selbstverständlich ist eine Gesellschaft schweinisch, die einerseits für ihre Spitzensportler Laufschuhe mit eingebauten Dämpfungscomputern bereitstellt, andererseits aber alten Frauen mit Glasknochen die Zuzahlung zum sicheren Rollstuhl verweigert und einen Pflegenotstand erträgt, für den sich tollwütige Affenhorden schämen müssten.«

(
Dietmar Dath, Maschinenwinter, Suhrkamp 2007, S. 13)

Freitag, 20. Februar 2009

Ist das aber alles, wird man sagen, was reine Vernunft ausrichtet, indem sie über die Grenzen der Erfahrung hinaus Aussichten eröffnet?




Es ist nicht immer angenehm, wenn bisher nur subjektiv gefühlte Zustände von einer Studie belegt werden...
(Wobei man solche Meldungen und Studien natürlich immer nur unter Vorbehalten lesen sollte)


Noch ein paar Zitate zum Wochenende? Bitteschön:

(Folgende Zitate aus der Kurzfassung der Studie "Studiensituation und studentische Orientierungen. 10. Studierendensurvey an Universitäten und Fachhochschulen" erhoben von der AG Hochschulforschung an der Universität Konstanz)

"Zunahme akademischer Bildungsherkunft
Die „Schere“ im Hochschulzugang nach der sozialen Herkunft hat sich im letzten Jahrzehnt vergrößert (vgl. OECD 2006). Vor allem der Anteil jener Studierenden ist an Universitäten wie Fachhochschulen gestiegen, von denen mindestens ein Elternteil ein Universitätsstudium
absolviert hat. Die „akademische Reproduktion“ hat in den 90er Jahren zugenommen, seit dem neuen Jahrtausend stagniert sie. Es ist aber auch keine weitere Öffnung für neue Kreise der Bildungsaufsteiger festzustellen."
(S.2)

"Soziale Herkunft und Sicherheit der Studienaufnahme
Einen gesonderten Einfluss auf den Studienzugang übt die soziale Herkunft der Studierenden aus. Für alle Studierenden zeigt sich ein klarer Zusammenhang mit der beruflichen Qualifikation der Eltern:
•Bei Abschluss einer Lehre (nach der Hauptschule) seitens der Eltern wird die feste Studienabsicht selten geäußert: zu 30%.
•Hat ein Elternteil einen Fachschulabschluss bzw. das Abitur erreicht, steigt dieser Anteil auf 42% deutlich an.
•Aber erst mit dem elterlichen Studium an einer Universität
stand für 57% das Studium von vornherein fest. Diese Befunde sind nach der Zugehörigkeit zur Universität oder Fachhochschule zu differenzieren. Bei Studierenden aus einem akademischem Elternhaus erhöht sich die Studiensicherheit an Universitäten auf beachtenswerte 60%, an Fachhochschulen beträgt sie mit 42% deutlich weniger."
(S.6)

"Das stärkere Hervorheben eines Auslandsstudiums, von Forschungsbeteiligung und von Arbeitserfahrungen außerhalb der Hochschule sind neue Akzente, die allerdings in den knapp angesetzten Studienzeiten zum Bachelor schwieriger zu realisieren sein dürften. Dies kann für die Studierenden Schwierigkeiten hervorrufen, wenn sie den eigenen Ansprüchen eines „akademischen Modellathleten“ nicht genügen."
(S.10)

"Offenbar erfahren die Studierenden zu wenige Möglichkeiten, "Schlüsselqualifikationen" in Autonomie und Kritik zu entwickeln."
(S.18)

"Für die Studentinnen ist sowohl die aktuelle als auch die zukünftige
finanzielle Lage deutlich belastender als für die Studenten. Schließlich betrachten sie auch ihre Berufsaussichten mit größerer Sorge. Diese Differenzen nach dem Geschlecht treten an den Fachhochschulen und Universitäten auf, sind an den Fachhochschulen sogar etwas stärker. Sie besagen, dass bei Stellenfindung und Einkommen die hochqualifizierten jungen Frauen größere Benachteiligungen erwarten."
(S.24)

"Viele Studierende bleiben ohne Kontakt
Auch im WS 2006/07 haben trotz aller Verbesserungen insgesamt nur wenig Studierende Kontakt zu ihren Lehrenden:
• 46% treffen selten mit ihren Lehrenden zusammen,
• 20% äußern, nie Kontakte zu haben. Für viele Studierende, besonders an den Universitäten, bleibt die „Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden“ weiterhin eine bloße Idee oder Illusion. Auch der Status als "Kunde" verbessert nicht ihre Kontaktsituation, weil damit ein distanziertes Verhältniszum Professor (als bloßem Verkäufer) angelegt ist.
Die häufigeren Kontakte zwischen Professoren und"
(S.28)

"Eindruck der Überfüllung an Universitäten viel stärker
Nachhaltige Fortschritte sind bei der Eindämmung überfüllter Lehrveranstaltungen nicht erreicht worden. An den Universitäten ist eher eine Verschärfung der Situation gegenüber den 90er Jahren eingetreten: Fast zwei Drittel der Studierenden berichten, dass die Lehrveranstaltungen überfüllt seien, für mehr als ein Drittel sogar in starkem Maße."
(S.35)

"Insbesondere bei den Studierenden an den Universitäten fällt auf, dass sie den Anspruch, im Beruf eigene Ideen zu verwirklichen, immer mehr aufgeben."
(S.48)

"[...]Auch unter den männlichen Studenten stagniert seit den letzten Erhebungen die Zustimmung zu diesen Maßnahmen, die die Situation der Frauen an den Hochschulen verbessern könnten. Männer unterstützen Forderungen mit Quoten von 20% bis 24% weit weniger. Solche Differenzen nach dem Geschlecht belegen nicht nur verschiedene Ausgangslagen, sondern dokumentieren auch ein Stück Desinteresse gegenüber Problemen anderer Studierender. Am größten werden die geschlechtsspezifischen Differenzen, wenn es sich um konkurrierende Interessen, wie bei Stellen und Stipendien, handelt."
(S.58/59)

Von der Studie gibt es auch eine Langfassung.

Donnerstag, 19. Februar 2009

Can I borrow your face just to unload my mind?



Am Anfang kommt man sich schon ein bisschen vor, wie ein Erstsemester. Doch es hat einen entscheidenden Vorteil, an einer Uni wie der in Köln zu studieren: Man ist es gewöhnt, Räume zu suchen und noch ist sich bewußt, dass die Nummerierung von Hörsälen nur sehr bedingt etwas mit gesundem Menschenverstand zu tun hat. So etwas erleichtert einem das Zurechtfinden an anderen Unis doch ungemein. Über die Ausstattung der Räume habe ich in einem meiner letzten Posts schon etwas gesagt.
Es gibt einige Unterschiede in der Organisation, die ich doch sehr interessant finde. Wie schon weiter unten einmal erwähnt, gibt es für die Studenten keine Seminarordner oder ähnliches in dem Kopien der wichtigen Texte enthalten sind. Dafür gibt es einen Module-Guide (online und meistens auch noch einmal in ausgedruckter Version), in dem vermerkt ist, welche Texte für die jeweilige Sitzung zu lesen sind. Allerdings ist zusätzlich noch immer eine längere Liste weiterführender Literatur angehängt. Diese Bücher oder Texte sind dann zwar keine "Key-Textes", aber hilfreich, wenn man zu einem Sitzungsthema eine Hausarbeit schreiben will. Außerdem wird detailliert aufgeführt, worum es in jeder Sitzung gehen wird, welche Filme geschaut werden und auf welche Fragestellungen man dabei achten sollte.
Die Seminare sind hier in England dabei doppelt so lang wie in Deutschland, also 3 Stunden. Was im ersten Moment etwas abschreckend klingt, erweißt sich allerdings als wesentlich praktikabeler als es scheint. Vor allem, da die drei Stunden auch auf mehrere Tage gesplittet werden können (aber nicht müssen).
Die im vergleich zu Deutschland verlängerte Unterreichtszeit ermöglicht eine viel entspanntere Art des Unterrichtens und Lernens. So kann es etwa sein, dass die erste Hälfte der Sitzung aus einer Art "Vorlesung" besteht (als das, was bei uns passiert, wenn mal wieder niemand den Text gelesen hat) und danach direkt im Anschluss (nach einer kurzen Pause) über das eben gehörte Diskutiert werden kann. Es können ohne Hektik längere Filmausschnitte oder sogar ganze Serienfolgen geschaut werden, ohne unter Zeitdruck zu geraten und man kann auch mal vom Seminarplan abweichen, ohne Angst haben zu müssen, nicht mit dem Lernstoff der Sitzung durch zu kommen.
Überhaupt Diskussionen: Da die Kurse hier, wie erwähnt, wesentlich kleiner sind, kommen Diskussionen wesentlich besser zustande. Ich war zwar 'etwas' irritiert (um es mal vorsichtig auszudrücken) als der Prof in "Fantasy Television" uns alle angewiesen hat, einen Stuhlkreis zu bilden, aber die Gesprächsatmosphere ist doch eine andere als in einem normalen Seminar in Köln. Auch wenn man sich etwas wie im Kindergarten vorkommt...
Was ich persönlich etwas befremdlich finde ist, dass die Themen für die Hausarbeiten auch am Ende der Module-Guide zu finden sind. So etwas wie wirklich freie Themenwahl gibt es hier erst in den Master-Kursen, vorher kann man sich eines der vorgefertigten Themen aussuchen. Die Länge eines Textes wird hier allerdings nach Wörtern und nicht nach Seiten gezählt.

Mehr ein anderes Mal

Samstag, 14. Februar 2009

Gedanke des Tages


Bevor ich nun endlich mal zu meinem Text über verschiedene Filme von Yoko Ono komme und meinen Bericht über die hießige Uni fortsetze, unterbreche ich mich hier einmal kurz.

"Das kapitalistische Marktsystem kollabiert beinahe, aber für die Linken ist das nicht automatisch ein Vorteil?

Nein. Das hat natürlich wesentlich damit zu tun, dass sich die Mitte-links-Parteien - Sozialdemokraten, Sozialliberale, Grüne - mit dem Marktsystem arrangiert haben, während die radikalere Linke in den meisten Fällen noch immer völlig jenseits der Realität steht. Mit einem Wort: Es ist ein sehr gefährlicher Moment. Aber es ist auch ein interessanter Moment, weil die Hegemonie des neoliberalen Modells fundamental infrage gestellt ist. Und es ist auch ein schizophrener Moment: Was die Möglichkeit betrifft, dass es wieder eine lebendigere Politik gibt, ist es ein hoffnungsfroher Moment. Was die ökonomischen Aussichten betrifft, ist es natürlich ein deprimierender Moment, und man kann nur wünschen, dass nicht zu viele Menschen ins Elend abstürzen." (Der britische Politikwissenschaftler Colin Crouch im Gespräch mit der Taz)

Freitag, 13. Februar 2009

Mutabor

In vielen Märchen gibt es ein Zauberwort, mit dem der Held sich verwandeln kann, seine Geliebte Bezaubern kann oder sonst irgendeine Heldentat mit Hilfe von Zauberei vollbringt. Im Märchen vom Kalif Storch ist es zum Beispiel das Wort "Mutabor" (übrigens Lateinisch für die 1. Person Singular Futur Passiv: Ich werde verwandelt werden).

Bei mir in der "wirklichen" Welt ist dieses Zauberwort "Erasmus". Damit kann ich wirklich fast alles, was ich Universitäts- intern regeln muss, innerhalb von wenigen Minuten klären.
Wie ich schon vermutet hatte, gab es einige Probleme, da die "Northumria University" mich nicht wirklich richtig in ihrem (Computer)System hatte.

Was in Deutschland allerdings zu einigen Problemen geführt hätte, war hier immer mit dem Hinweiss auf das magische Wort "Erasmus-Student" zu regeln.
Keine Ahnung, wo man hin muss? Kein Problem. der Kontaktprofessor gibt einem eine schnelle Tour zu allen wichtigen Räumen. Keinen Studentenausweis? Auch das ist spätestens am selben Tag um 15 Uhr erledigt. Nicht auf der Anwesenheitsliste? Kein Problem, einfach nur den Namen beim Professor buchstabieren (kann natürlich zum Problem werden, wenn man seit der 9. Klasse nicht mehr auch englisch buchstabiert hat...).

Zwar gab es einige Probleme, was meine Anmeldung(en) und verschiedene Formalitäten bezüglich des Erasmus-Semesters anging, allerdings war alles schnell zu regeln, indem ich einfach auf meinen Status als eben so ein Ausländischer Student Hinweiß. Wer schon das ein oder andere Mal mit dem Kölner Studierendensekretariat zu tun hatte, ist einfach nur erstaunt, wie freundlich und zuvorkommend man hier behandelt wird. Und das eben nicht nur, von einem einzelnen Sachbearbeiter sondern von allen, die man einmal nach Hilfe oder Auskunft fragt.

Überhaupt gibt es einiges, das einem als Kölner Student doch positiv auffällt. Mein größter Kurs besteht zum Beispiel aus 14 Studenten. Der Professor erzählte in der Einführung von einem "sehr großen Kurs" (fast schon zu voll), der aus 37 Studenten bestanden hätte...
In meinem Master Kurs "Gender, Sexuality and Film" sitzen (inklusive mir selbst) 6 Studenten. Das führt natürlich zu einer ganz anderen Atmosphäre im Kurs. Keiner kann sich hinter der Masse verstecken, sondern wird vom Dozenten direkt angesprochen.
Jeder Raum hier ist mit einem Beamer, einem DVD Player und einem Computer (samt Internetanschluss) ausgestattet. Der Professor kann jeder Zeit ins Internet, um zum Beispiel per Beamer ein YouTube Video zu zeigen oder kann über den Computer auf andere Multimediale Inhalte zugreifen (und weiß auch, wie er das machen muss...).
Was es allerdings nicht gibt, sind Seminarordner. Da es nur eine einzige Bibliothek gibt, muss sich jeder Student selber um die Texte kümmern, die er zu lesen hat. Allerdings ist die Bib auch (im Moment) wirklich 24 Stunden die ganze Woche geöffnet. Ansonsten allerdings auch jeden Tag mindestens bis 12 Uhr Nachts.

Über weitere Unterschiede werde ich die nächsten Tage noch berichten...

Live and learn



Eben musste ich zweien meiner Mitbewohner erklären, wer Steven Seagal ist...
Auf meine etwas ungläubige Nachfrage, ob sie ihn wirklich nicht kennen würden, kahm nur die Antwort: Sorry, we don´t do film.

Die Jugend von Heute hat wirklich keine Allgemeinbildung mehr.

Dienstag, 10. Februar 2009

Revolutionary Road

- "You wanted to get out"
- "No, I wanted to get in"

Mit Revolutionary Road greift Sam Mendes ein Thema wieder auf, das er schon in American Beauty bearbeitet hatte: Das Leben in den amerikanischen Vororten, das Auseinanderklaffen von erlebter Realität und erhoffter Existenz, die Unmöglichkeit von dauerhaftem Glück.

April und Frank leben mit ihren zwei Kindern in einem schönen Haus in einem Vorort von New York irgendwann in den fünfziger Jahren. Er hat einen Job, welchen er nicht mag, Sie zermürbt das Leben als Hausfrau und Mutter in der Vorstadtsiedlung. Zwar sind die beiden durch Franks Arbeit offensichtlich finanziell Abgesichert, ansonsten aber alles andere als Glücklich.

Am Anfang der Ehe gab es wohl noch Träume, aber die, und das macht Mendes deutlich, sind inzwischen Verflogen. Das Leben im amerikanischen Mittelstand erfordert Anpassung an die Normen, Konformität im Auftreten und Zurückstellen der persönlichen Erwartungen. Individuelle Erfüllung ist nicht möglich, so lange man nicht seine Wünsche an die Vorgaben der Gesellschaft anpasst.
Sehr deutlich wird in Revolutionary Road, dass es vor allem April ist, die in diesem System auf der Strecke bleibt. Zwar ist Frank unglücklich mit seiner Arbeit, hat aber überhaupt noch die Möglichkeit das Haus zu verlassen (und eine relativ lieblose Affäre mit einer Sekretärin zu beginnen). April dagegen, die zu Begin noch den Plan hatte, Schauspielerin zu werden, ist dazu verdammt, Hausfrau zu bleiben. Das System gesteht ihr keine Eigenen Wünsche zu, die darüber hinaus führen könnten.
Als logische Konsequenz ist es dann auch ihre Idee, Amerika zu verlassen und in Paris ein neues Leben zu beginnen, in welchem sie die jenige sein wird, die das Geld für die Familie verdient. Die fremde Stadt übernimmt schnell die Funktion eines phantastischen Ortes, einer Utopie bzw. Heterotopie, an dem sich das Leben nicht nur ändern, sondern erst wirklich beginnen kann. Die amerikanische Vorstadt ist muss von den beiden Liebenden verlassen werden, damit sie überhaupt mit dem Leben beginnen können.

Natürlich, so will es das Gesetz des Dramas, ist dieser Plan zum Scheitern verurteilt.

Wieder wird es offensichtlich, dass ins besondere für April eine Flucht nicht möglich ist. Höchsten Anpassung und Resignation sind es, die ihr als Frau übrig bleiben. Mit dem Scheitern des Plans ist auch die Ehe der beiden Protagonisten am Rande des Abgrunds angekommen.

Vorallem dem Spiel der beiden Hauptdarsteller Winslet und DiCaprio ist es zu verdanken, dass Mendes Film zu einem wirklichen Erlebnis wird. Dabei ist es in erster Linie Kate Winslet, der es gelingt durch ihr Schauspiel die Hoffnung und später tiefe Verzweifelung ihrer Figur überzeugend darzustellen. Mendez inszeniert das eigentlich relativ helle Haus immer mehr wie ein Gefängnis, in welches sich die Figuren halb freiwillig halb gezwungener Masen begeben haben. Gekonnt inszeniert er Bilder mit einer erstaunlichen Tiefe, setzt Fokus und Licht gekonnt ein und schafft so immer wieder Bilder von erstaunlicher Kraft, ohne in den langen Szenen zwischen April und Frank in monotones Schuss/Gegenschuss montieren zu verfallen. Für die Bilder zeigt sich Roger Deakins verantwortlich, dem es auch schon bei "The Assasination of Jesse James by the Coward Robert Ford" gelangt, den Verfall eines Menschen gekonnt in Bilder zu fassen.

Auch die anderen Figuren der Geschichte machen die Verzweifelung die unter der zur Schau gestellten Decke des Glücks lauert und den Druck, welchem die Menschen durch sich selbst und ihre Umgebung ausgesetzt sind, immer wieder deutlich. An der einen oder anderen Stelle trägt Mendes, wie man es allerdings inzwischen wohl von ihm gewöhnt sein sollte, es sehr stark auf, unterstreicht er bestimmte Sachverhalte etwas zu gewollt, gerade in den Szenen, wenn die Eheleute noch mit anderen Nebenfiguren interagieren, allerdings kommt es zum Glück nie zu einer Holzhammer-Inszenierung, wie man sie in anderen Sam Mendes Filmen, etwa in Jarhead, immer wieder finden kann.

Freitag, 6. Februar 2009

Etwas besseres wußte ich nicht und etwas dümmeres ist mir nicht eingefallen

Wenn ich mal groß bin, möchte ich den Wetteransager der BBC heiraten. Dann bekommen wir viele, viele Kinder und ich stehe den ganzen Tag mit einer weißen Schürze am Herd und mache Shepherd’s Pie.

P.S. Wer als erster errät, auf welche (relativ) moderne deutsche Oper der Titel anspielt, bekommt ein Geschenk

Mittwoch, 4. Februar 2009

Dialektik in Anwendung



Gerne hätte ich dem jungen hübschen Verkäufer bei HMV heute die Dialektik von Hippie-Musik und Terror-Film erklärt, aber leider war hinter mir eine lange Schlange, so dass es an der Kasse schnell gehen musste.
Allerdings habe ich heute gelernt, dass man auch in England etwas schräg angeguckt wird, wenn man eine Joan Baez Cd und eine Special Edition von "The Texas Chainsaw Massacre" gleichzeitig kauft.

Dienstag, 3. Februar 2009

Was ein Glück, dass ich nur im zweiten Stock wohne. Alleine der Gedanke, dass ich für jede Zigarette am Abend wieder 8 Stockwerke hochlaufen müsste, lässt mich erschaudern...

Unterkunft



Das die Engländer das am besten Überwachte Volk der Welt sind, gehört inzwischen ebenso zum Allgemeinwissen, wie das die Inuits 42 Wörter für Schnee haben.

Trotzdem war ich über die Architektur meiner Unterkunft im ersten Moment doch etwas irritiert. Mit einem deutschen Studentenwohnheim hat ein englisches höchstens noch gemeinsam, das dort Studenten wohnen. Das gesamte Gelände ist mit einem Zaun umgeben, und man kommt nur mit einem speziellen Chip hinein und heraus. Das führte dann auch erstmal dazu, dass ich, nachdem mich der Taxifahrer zu der Adresse gefahren hatte, die ich ihm auf einem Zettel unter die Nase hielt, vor dem Tor stand und verzweifelt versuchte, den Menschen an der Rezeption durch das Fenster Handzeichen zu geben, damit sie mich hinein ließen. Nachdem ich ca. 5 Minuten ausgesehen haben muss, wie ein ausgesetztes Katzenbaby, erbarmte sich dann doch eine Angestellte und öffnete das große Tor für mich.

Eine Feststellung konnte ich schon bei meiner Ankunft machen: Ähnlich wie die Iren sind die Engländer zumindest gefühlt doch wesentlich freundlicher als die Deutschen. Ich mag mich irren, da ich erst eine Woche hier bin und vielleicht ist es auch nur mein subjektiver Eindruck, aber alle Menschen, die ich hier nach etwas gefragt habe, oder von denen ich etwas brauchte, reagierten vom ersten Moment an etwas freundlicher und offener als in Deutschland.

Natürlich ist das gesamte Gelände hier von Kameras überwacht und man braucht den Chip nicht nur um auf das Gelände zu kommen, sondern auch um ins Haus selber und dann noch einmal um in die Wohnung zu kommen. Man bekommt manchmal das Gefühl, als würde draußen ein Bürgerkrieg toben oder eine Zombieseuche ausgebrochen sein, vor der einen nur noch die hohen Zäune und ständige Überwachung schützen. Es würde mich nicht wundern, wenn ich die Selbstschussanlagen nur übersehen hätte.
Überhaupt scheint mir die Abschottung des Individuums und das generelle Misstrauen gegenüber der Welt "dort draußen" etwas ausgeprägter zu sein. Solche Bewachten und durch Zäune und Zugangskontrollen gesicherten Wohnkomplexe sind hier relativ häufig.

Mein Zimmer selber hat in etwa den Charme einer (gehobenen) deutschen Jugendherberge. Die gesamte Einrichtung ist aus Pressspan (oder wie mich die Wikipedia soeben aufklärte "Flachpressplatte". Die deutsche Sprache kann so poetisch sein...), statt eines Lattenrosts gib es ein Brett, zu den Vorhängen will mir auch nach mehreren Tagen kein positives Adjektiv einfallen und die Wände sind in diskreter Eierschale gehalten (einer Farbe die eng mit Mauve verwand ist, nur nicht so lila).

Bei meinen Mitbewohnern handelt es sich ausschließlich um EngländerInnen. Es wird vor allem meine kölner Mitbewohner freuen zu hören, dass ich von einem Moment zum anderen zum WG-Ältesten geworden bin, und das mit Abstand. Meine Mitbewohnerin Cathy (Caty? Kathy?) ist sogar fünf Jahre jünger. Aber zum Glück kann ich ja gut mit Jugendlichen...

Abgesehen von ihrem Alter haben zumindest zwei meiner Mitbewohnerinnen ein für mich doch sehr gewöhnungsbedürftiges Hobby: Die beiden sind Mitglied einer Art Paramilitärischen Einheit und verbringen ihre Wochenenden regelmäßig damit, im Wald einer militärischen Ausbildung nachzugehen (ein bisschen wie Mike in "Spaced" nur das sie noch nie einen Panzer geklaut und damit Frankreich angegriffen haben). Die eine ist dabei in der Infanterie und durfte letztes Wochenende üben, wie man Molotowcoctails baut und benutzt, während die andere wohl bei der Artillerie ist (zumindest wenn ich den Satz "She uses the big guns" richtig verstanden habe...).

Ansonsten komme ich aber wirklich gut mit ihnen zurecht. Auch wenn ich etwas irritiert war, als der Cousin meines Mitbewohners, als er hier zu besuch war, erst mal einen Anruf von seiner Mutter bekam, wann er denn zuhause wäre...

Über meine Einschätzung der Uni und über meine Gedanken zu einigen Kunstwerken von Yoko Ono werde ich in den nächsten Einträgen kommen

Sonntag, 1. Februar 2009

Bretonischer Cidre war das erste Getränk, mit dem ich mich im alter von zarten neun oder zehn Jahren das erste mal betrunken habe, da ich dachte es wäre Apfelsaftschorle. Dank Strongbow Cider weiß ich auch wieder warum: Schmeckt für den geübten Gaumen nach nichts, hat aber 5,3%...

Die Reise



Der Beginn der Reise nach England war ein lehrreicher Beweis dafür, dass Solidarität mit Gewerkschaften nicht immer umsonst zu haben ist.

Dank des Streiks am Kölner Hauptbahnhof dauerte die Fahrt zum Flughafen (normalerweise eine Reise von ungefährt 30 Minuten) die doppelte Zeit. Nichts ist besser zum Wachbleiben geeignet, als sich ständig die Frage stellen zu müssen, ob man rechtzeitig am Reiseziel ankommen wird, um noch einchecken zu können und ob der Zug denn überhaupt zum Düsseldorefer Flughafen fährt, oder dank des Streiks spontan doch seine Strecke ändert, wie es ja schon in Köln für zwei andere reguläre Haltestellen durchgesagt worden war. Vor allem, wenn dann auch noch auf halber Strecke die Durchsage gemacht wird, es gäbe einen Notfall an Bord des Zuges und es solle sich doch bitte ein Artz im hinteren Teil des Abteils einfinden. Außerdem müsse man wegen diesem Notfall am nächsten Bahnhof noch auf den Krankenwagen warten. Das ist dann der Moment, an dem man sich wünscht, vielleicht doch etwas religiöser zu sein, entweder um nach oben darum zu flehen zu können, der HERR möge den Patienten möglichst schnell zu sich nehmen, damit sie Fahrt schneller weiter geht, oder um solch eine offensichtliche Strafe für den eigenen Unglauben schon von vorne herein von sich ab zu wenden.

Wie auch immer. Jedenfalls war ich dann doch noch in der Lage auch ohne mehrer Rosenkränze rechtzeitig am Düsseldorfer Flughafen anzukommen. Zu so einer frühen Tageszeit sind Flughäfen ein interessater Anblick. Große Hallen, blinkende Werbung und kaum ein Mensch. ein bisschen so, als wäre die Welt untergegangen und es ist einfach noch nicht registirert worden.

Allerdings sind Flughäfen, stärker noch als Bahnhöfe, für mich immer eine Art "Nicht-Ort" gewesen. Ein Ort an den man nur kommt, um ihn wieder zu verlassen. Ein fixer Punkt auf der Landkarte zwar, aber nie für den Aufenthalt von Menschen konziepiert und so ein Ort, der nie eine wirkliche "Existenz" bekommt. Auch die zahlreichen Geschäfte und Bistros, die so etwas wie Kaufhaus oder Fußgängerzonen-Atmosphäre schaffen sollen, können daran nicht wirklich etwas ändern. Vielleicht würde man bei der Beschriebung von Flughäfen mit dem Heterotopie-Begriff weiter kommen, ich bin mir dessen aber noch nicht abschließend sicher.

Als ich so alleine in der hohen Halle des Flughafens saß, viel mir auf, dass auch der Vorgang des Eincheckens immer mehr von Computern übernommmen wird. Wieder ein Arbeitsvorgang, bei dem Menschen nicht mehr gebraucht werden. Interessant.

(Man muss allerdings einschränken dazu sagen, dass neben den Computern immer noch nette Damen stehen müssen, welche einem erklären, wie man die Computer benutzt, insofern eine eher zweischneidige Erleichterung)

Überigens wog mein Koffer genau 23 kg, wer auch immer behauptete es wäre mehr, sollte an seiner Mengenwahrnehmung arbeiten...

Der Flug selber verlief unspektakulär, was natürlich eine gute Sache ist. Wenn man an einem Wochentag fliegt, während keine Ferien sind, kann man einige Dinge vermeiden, die mir zumindest sonst beim fliegen ziemlich auf die Nerven gehen. Fliegende Familien zum Beispiel. Keine nervigen Babies, die anfangen zu schreihen, sobald das Flugzeug abhebt. Keine Väter, die ihren Blagen alles haarklein erklären müssen. Kein umständliches den Platz wechseln, damit die kleinen Bälger am Fenster sitzen können. Kein Rumgerenne duch das Flugzeug, da Mutter leider fünf Reihen weiter vorne sitz als der Sohnemann...

Außerdem fliegt man fast nur mit Geschäftsleuten, das heißt, dass die meisten genau wissen, was zu tun ist und es kaum zu Verzögerungen kommt.

Der Nachteil bei so kurzen Flügen ist allerdings, dass kein richtiges Essen gibt, sondern nur Sandwiches und Körnerfutter. Da ich mich auf Reisen allerdings meistens nur von Koffein und Zigaretten ernähre, war das nicht wirklich ein Problem (im Gegensatz zu den rigiden Antiraucher-Bestimmungen in England).

Um die Sache etwas abzukürzen: Ich bin gut angekommen.

Mein Wohnheim und meine Mitbewohner sind eine andere Geschichte, die ich in einem eigenen Eintrag verhandeln werde.




Am Anfang




Schöne neue Welt der Technik. Statt jedem einzelnen in meinem Bekanntenkreis eine individuelle und persönliche Botschaft über mein Befinden und meine Erlebnisse in England zukommen zu lassen, schreibe ich einfach einen Blog und jeder ist auf dem selben Stand.

Im weiteren Verlauf werde ich an dieser Stelle also über England und mich und die bestimmt zuweilen komplizierte Wechselwirkung zwischen diesen beiden Polen schreiben. Jeder der mitliest ist natürlich eingeladen, mit seine eigenen Gedanken in den Kommentaren mitzuteilen.

Beginnen wir nun mit dem Anfang...