Dienstag, 10. Februar 2009

Revolutionary Road

- "You wanted to get out"
- "No, I wanted to get in"

Mit Revolutionary Road greift Sam Mendes ein Thema wieder auf, das er schon in American Beauty bearbeitet hatte: Das Leben in den amerikanischen Vororten, das Auseinanderklaffen von erlebter Realität und erhoffter Existenz, die Unmöglichkeit von dauerhaftem Glück.

April und Frank leben mit ihren zwei Kindern in einem schönen Haus in einem Vorort von New York irgendwann in den fünfziger Jahren. Er hat einen Job, welchen er nicht mag, Sie zermürbt das Leben als Hausfrau und Mutter in der Vorstadtsiedlung. Zwar sind die beiden durch Franks Arbeit offensichtlich finanziell Abgesichert, ansonsten aber alles andere als Glücklich.

Am Anfang der Ehe gab es wohl noch Träume, aber die, und das macht Mendes deutlich, sind inzwischen Verflogen. Das Leben im amerikanischen Mittelstand erfordert Anpassung an die Normen, Konformität im Auftreten und Zurückstellen der persönlichen Erwartungen. Individuelle Erfüllung ist nicht möglich, so lange man nicht seine Wünsche an die Vorgaben der Gesellschaft anpasst.
Sehr deutlich wird in Revolutionary Road, dass es vor allem April ist, die in diesem System auf der Strecke bleibt. Zwar ist Frank unglücklich mit seiner Arbeit, hat aber überhaupt noch die Möglichkeit das Haus zu verlassen (und eine relativ lieblose Affäre mit einer Sekretärin zu beginnen). April dagegen, die zu Begin noch den Plan hatte, Schauspielerin zu werden, ist dazu verdammt, Hausfrau zu bleiben. Das System gesteht ihr keine Eigenen Wünsche zu, die darüber hinaus führen könnten.
Als logische Konsequenz ist es dann auch ihre Idee, Amerika zu verlassen und in Paris ein neues Leben zu beginnen, in welchem sie die jenige sein wird, die das Geld für die Familie verdient. Die fremde Stadt übernimmt schnell die Funktion eines phantastischen Ortes, einer Utopie bzw. Heterotopie, an dem sich das Leben nicht nur ändern, sondern erst wirklich beginnen kann. Die amerikanische Vorstadt ist muss von den beiden Liebenden verlassen werden, damit sie überhaupt mit dem Leben beginnen können.

Natürlich, so will es das Gesetz des Dramas, ist dieser Plan zum Scheitern verurteilt.

Wieder wird es offensichtlich, dass ins besondere für April eine Flucht nicht möglich ist. Höchsten Anpassung und Resignation sind es, die ihr als Frau übrig bleiben. Mit dem Scheitern des Plans ist auch die Ehe der beiden Protagonisten am Rande des Abgrunds angekommen.

Vorallem dem Spiel der beiden Hauptdarsteller Winslet und DiCaprio ist es zu verdanken, dass Mendes Film zu einem wirklichen Erlebnis wird. Dabei ist es in erster Linie Kate Winslet, der es gelingt durch ihr Schauspiel die Hoffnung und später tiefe Verzweifelung ihrer Figur überzeugend darzustellen. Mendez inszeniert das eigentlich relativ helle Haus immer mehr wie ein Gefängnis, in welches sich die Figuren halb freiwillig halb gezwungener Masen begeben haben. Gekonnt inszeniert er Bilder mit einer erstaunlichen Tiefe, setzt Fokus und Licht gekonnt ein und schafft so immer wieder Bilder von erstaunlicher Kraft, ohne in den langen Szenen zwischen April und Frank in monotones Schuss/Gegenschuss montieren zu verfallen. Für die Bilder zeigt sich Roger Deakins verantwortlich, dem es auch schon bei "The Assasination of Jesse James by the Coward Robert Ford" gelangt, den Verfall eines Menschen gekonnt in Bilder zu fassen.

Auch die anderen Figuren der Geschichte machen die Verzweifelung die unter der zur Schau gestellten Decke des Glücks lauert und den Druck, welchem die Menschen durch sich selbst und ihre Umgebung ausgesetzt sind, immer wieder deutlich. An der einen oder anderen Stelle trägt Mendes, wie man es allerdings inzwischen wohl von ihm gewöhnt sein sollte, es sehr stark auf, unterstreicht er bestimmte Sachverhalte etwas zu gewollt, gerade in den Szenen, wenn die Eheleute noch mit anderen Nebenfiguren interagieren, allerdings kommt es zum Glück nie zu einer Holzhammer-Inszenierung, wie man sie in anderen Sam Mendes Filmen, etwa in Jarhead, immer wieder finden kann.

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