Sonntag, 1. Februar 2009

Die Reise



Der Beginn der Reise nach England war ein lehrreicher Beweis dafür, dass Solidarität mit Gewerkschaften nicht immer umsonst zu haben ist.

Dank des Streiks am Kölner Hauptbahnhof dauerte die Fahrt zum Flughafen (normalerweise eine Reise von ungefährt 30 Minuten) die doppelte Zeit. Nichts ist besser zum Wachbleiben geeignet, als sich ständig die Frage stellen zu müssen, ob man rechtzeitig am Reiseziel ankommen wird, um noch einchecken zu können und ob der Zug denn überhaupt zum Düsseldorefer Flughafen fährt, oder dank des Streiks spontan doch seine Strecke ändert, wie es ja schon in Köln für zwei andere reguläre Haltestellen durchgesagt worden war. Vor allem, wenn dann auch noch auf halber Strecke die Durchsage gemacht wird, es gäbe einen Notfall an Bord des Zuges und es solle sich doch bitte ein Artz im hinteren Teil des Abteils einfinden. Außerdem müsse man wegen diesem Notfall am nächsten Bahnhof noch auf den Krankenwagen warten. Das ist dann der Moment, an dem man sich wünscht, vielleicht doch etwas religiöser zu sein, entweder um nach oben darum zu flehen zu können, der HERR möge den Patienten möglichst schnell zu sich nehmen, damit sie Fahrt schneller weiter geht, oder um solch eine offensichtliche Strafe für den eigenen Unglauben schon von vorne herein von sich ab zu wenden.

Wie auch immer. Jedenfalls war ich dann doch noch in der Lage auch ohne mehrer Rosenkränze rechtzeitig am Düsseldorfer Flughafen anzukommen. Zu so einer frühen Tageszeit sind Flughäfen ein interessater Anblick. Große Hallen, blinkende Werbung und kaum ein Mensch. ein bisschen so, als wäre die Welt untergegangen und es ist einfach noch nicht registirert worden.

Allerdings sind Flughäfen, stärker noch als Bahnhöfe, für mich immer eine Art "Nicht-Ort" gewesen. Ein Ort an den man nur kommt, um ihn wieder zu verlassen. Ein fixer Punkt auf der Landkarte zwar, aber nie für den Aufenthalt von Menschen konziepiert und so ein Ort, der nie eine wirkliche "Existenz" bekommt. Auch die zahlreichen Geschäfte und Bistros, die so etwas wie Kaufhaus oder Fußgängerzonen-Atmosphäre schaffen sollen, können daran nicht wirklich etwas ändern. Vielleicht würde man bei der Beschriebung von Flughäfen mit dem Heterotopie-Begriff weiter kommen, ich bin mir dessen aber noch nicht abschließend sicher.

Als ich so alleine in der hohen Halle des Flughafens saß, viel mir auf, dass auch der Vorgang des Eincheckens immer mehr von Computern übernommmen wird. Wieder ein Arbeitsvorgang, bei dem Menschen nicht mehr gebraucht werden. Interessant.

(Man muss allerdings einschränken dazu sagen, dass neben den Computern immer noch nette Damen stehen müssen, welche einem erklären, wie man die Computer benutzt, insofern eine eher zweischneidige Erleichterung)

Überigens wog mein Koffer genau 23 kg, wer auch immer behauptete es wäre mehr, sollte an seiner Mengenwahrnehmung arbeiten...

Der Flug selber verlief unspektakulär, was natürlich eine gute Sache ist. Wenn man an einem Wochentag fliegt, während keine Ferien sind, kann man einige Dinge vermeiden, die mir zumindest sonst beim fliegen ziemlich auf die Nerven gehen. Fliegende Familien zum Beispiel. Keine nervigen Babies, die anfangen zu schreihen, sobald das Flugzeug abhebt. Keine Väter, die ihren Blagen alles haarklein erklären müssen. Kein umständliches den Platz wechseln, damit die kleinen Bälger am Fenster sitzen können. Kein Rumgerenne duch das Flugzeug, da Mutter leider fünf Reihen weiter vorne sitz als der Sohnemann...

Außerdem fliegt man fast nur mit Geschäftsleuten, das heißt, dass die meisten genau wissen, was zu tun ist und es kaum zu Verzögerungen kommt.

Der Nachteil bei so kurzen Flügen ist allerdings, dass kein richtiges Essen gibt, sondern nur Sandwiches und Körnerfutter. Da ich mich auf Reisen allerdings meistens nur von Koffein und Zigaretten ernähre, war das nicht wirklich ein Problem (im Gegensatz zu den rigiden Antiraucher-Bestimmungen in England).

Um die Sache etwas abzukürzen: Ich bin gut angekommen.

Mein Wohnheim und meine Mitbewohner sind eine andere Geschichte, die ich in einem eigenen Eintrag verhandeln werde.




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